Unberührt. Unverspurt. Rille für Rille perfekt ausgeformt. Wer jemals seine Schwünge in eine frisch präparierte Skipiste gezogen hat, weiß: Dieses Hochgefühl ist in Worten kaum zu beschreiben. Man muss es spüren und „erfahren“ – im wahrsten Sinne des Wortes. Doch wie entsteht eigentlich eine exzellente Skipiste? Wen und was braucht es dafür? Für Dich werfen wir einen Blick hinter die Kulissen.
Wenn am Ende eines Skitages die Lifte abgestellt werden, beginnt der Arbeitstag der Pistengerätfahrer. Dann starten sie ihre Hightech-Maschinen und machen sich auf den Weg, die Pisten auf den Skibergen der Region Schladming-Dachstein für den nächsten Tag in Bestform zu bringen. „Auch wenn ein topmodernes Pistengerät heute „alle Stückeln spielt“ – in letzter Konsequenz ist der Mensch, der die Maschine bedient, entscheidend für das Resultat. Die Qualität einer Skipiste ist zu einem ganz großen Teil vom Know-how, vom Können der Pistengerätfahrer abhängig.“ weiß Daniel Berchthaller, der Geschäftsführer der Reiteralm Bergbahnen.
Mit viel „Gespür für Schnee“
Langjährige Erfahrung und das berühmte „Gespür für Schnee“ sind dabei sehr hilfreich. Thomas Gürtl, Pistengerätfahrer auf dem Hauser Kaibling, erklärt: „Einer unserer wichtigsten Leitsprüche lautet: Zuerst Anschieben, dann Fräsen. Dazu muss man wissen, dass der von Skifahrern talwärts bzw. an den Rand der Piste verschobene Schnee in einem ersten Arbeitsschritt an die richtige Position geschoben wird. Das passiert mit dem Schild, das vorne am Pistengerät angebracht ist. Es soll eine ebene Fläche mit möglichst viel Schnee in der Pistenmitte entstehen. Danach kommt im zweiten Arbeitsschritt die hinten am Pistengerät montierte Fräse zum Einsatz. Wir versuchen möglichst sauber und überlappend zu fahren, um Unebenheiten zu vermeiden. Pistengerätfahren ist eine Arbeit, die viel Gefühl erfordert und nur in der Praxis erlernbar ist. Umso wertvoller ist es, wenn erfahrene Fahrer ihr Wissen an die Jungen weitergeben – das ist uns in der Region sehr wichtig.“
Ressourcen schonen und permanent verbessern
„Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein“, lautet ein berühmtes Zitat von Philip Rosenthal. Das gilt auch für Skipisten, deren permanente Optimierung für die Seilbahnen in der Region Schladming-Dachstein eine wichtige Rolle spielt. Die Planai-Hochwurzen-Bahnen haben, wie auch alle anderen Bergbahnen der Region, dafür eine Routine geschaffen – die monatliche Pistenvisite. Ähnlich einer Arztvisite kümmert sich der technische Leiter Thomas Pitzer gemeinsam mit Pistenchefs und Pistengerätfahrern vor Ort um den „Gesundheitszustand“ jeder einzelnen Piste. Alle Skipisten werden gemeinsam abgefahren und auf Herz und Nieren geprüft. Der Fokus liegt auf Schwachstellen, auf Passagen, die noch Potenziale für Verbesserungen bieten. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in das sogenannte ressourcenschonende Schneemanagement ein. Dabei geht es vorrangig darum, alle Pisten mit der optimalen Schneeauflage auszustatten. Ein auf Geodaten basierendes System stellt die aktuellen Schneehöhen auf jedem einzelnen Pistenmeter elektronisch in Echtzeit zur Verfügung. Diese Daten können sowohl im Seilbahnbüro als auch im Cockpit von Pistengeräten abgerufen werden. Thomas Pitzer fasst zusammen: „Im ressourcenschonenden Schneemanagement spielen viele Faktoren zusammen – vom Pistenbau über die Pistenpflege und Begrünung im Sommer oder den effizienten Einsatz von Schnei- und Pistengeräten bis hin zum möglichst schonenden Umgang mit Ressourcen. Wir können in diesem Zusammenspiel an sehr vielen Schrauben drehen und fein nachjustieren. Es ist ein permanenter Verbesserungsprozess.“
Im Sommer beginnt’s!
Die Basis für eine optimale Skipiste wird schon in den Sommermonaten gelegt. Zum einen ist ihr Profil wichtig. Wenn das Gelände dies erlaubt, soll die Piste nicht in eine Richtung „hängen“ sondern so gerade wie möglich sein. Zum anderen ist ein gleichmäßig ebener, gut angewachsener Untergrund Voraussetzung für eine ressourcenschonende Präparierung im Winter. Apropos Anwachsen: Die Skiberge in der Urlaubsregion Schladming-Dachstein vertrauen bei der Pistenbegrünung auf die Expertise der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein, mit der sie seit vielen Jahren zusammenarbeiten. Gemeinsam wurden Saatmischungen für alpines Gelände und verschiedene Höhenlagen entwickelt und optimiert. Auf dem Hauser Kaibling tragen zudem wollige Vierbeiner viel zur Pistenpflege im Sommer bei. Rund 800 Schafe beweiden neben den Almen auch rund 110 Hektar Pistenfläche. Dadurch kann der Aufwand für Mähen und Düngen stark reduziert werden. Die Schafe sorgen für eine Verbesserung der Vegetation, weil die leichtgewichtigen „Rasenmäher“ mit ihren Klauen den Boden in passendem Ausmaß verdichten und mit ihrem Mist düngen. Das fördert das Wachstum von Pflanzen, die wiederum die Pisten gegen Erosion schützen.
Wusstest Du schon, dass …
… der Prozess des Sinterns sehr entscheidend für die Qualität einer Skipiste ist?
Vereinfacht gesagt ist Sintern das „Zusammenwachsen von Schneekörnern“. Dieser Vorgang wird von verschiedenen Faktoren maßgeblich beeinflusst, allen voran Schneetemperatur, Lufttemperatur, Feuchtigkeit des Schnees sowie Form und Dimension der Schneekörner. Pistengeräte machen heute viel mehr als nur Schnee zu verschieben bzw. zu verdichten. Sie bereiten das „weiße Gold“ bestmöglich für ein optimales Sintern vor. In erster Linie setzen sie dafür ihre – am Heck des Gerätes befindliche – Fräse ein.
… die Reiteralm der Skiberg mit den meisten Pistengütesiegeln ist?
Als einziger Skiberg in den Alpen wurde die Reiteralm fünf Mal in Folge vom Internationalen Skiareatest mit dem Pistengütesiegel in Gold ausgezeichnet. Die Reiteralm erhielt diese begehrte Auszeichnung in den Jahren 2010, 2013, 2015, 2018 und 2021. Der Internationale Skiareatest ist ein renommierter Qualitätscheck, der anonym von mehr als 200 Testern verschiedener Nationalitäten und Berufsgruppen durchgeführt wird.
… steile Hänge aus guten Gründen mit Seilwinden-Pistengeräten präpariert werden?
Zum einen ist die Präparierung steiler Hänge mit erheblichem Risiko verbunden. Das Einhängen eines Seiles an einem Ankerpunkt schafft Sicherheit und lässt das Pistengerät auch extreme Steigungen rutschfrei meistern. Zum anderen gibt es keine effizientere Methode, Schnee in steilem Gelände bergwärts zu verfrachten. Der Seilwindenzug und die Fahrgeschwindigkeit des Pistengerätes werden fein aufeinander abgestimmt. Daraus ergeben sich optimale Voraussetzungen für das Anschieben des Schnees sowie für die Arbeit der Fräse. Das Ergebnis: top präparierte Steilhänge.
… die Pistensperrzeiten bitte unbedingt einzuhalten sind!
Seilwinden-Pistengeräte können bis zu einem Kilometer von ihrem Ankerpunkt entfernt sein. Das Seil ist beim Präparieren immer in Bewegung und schlägt dabei sowohl seitlich als auch nach oben aus. Aufgrund der Dunkelheit und weil es oft wenige Zentimeter unter dem Schnee zu liegen kommt, ist es so gut wie nicht zu sehen. Daher ist es lebensgefährlich und streng verboten eine gesperrte Skipiste zu befahren. Achte auf Dich und Deine Sicherheit!
… auf der Riesneralm ein innovatives Wasserkraftwerk errichtet wurde, das sowohl Strom als auch Schnee erzeugt
Für diese nachhaltige Investition wurde dem Skigebiet vom Internationalen Skiareatest der Award für „Nachhaltiges Energiemanagement“ verliehen. Aus guten Gründen: Das Wasserkraftwerk an der Talstation erzeugt doppelt so viel Strom wie das gesamte Skigebiet für Liftbetrieb, Gastronomie und Beschneiung benötigt. Der überschüssige Ökostrom wird ins öffentliche Energienetz eingespeist und damit anderen Verbrauchern zur Verfügung gestellt.
Mehr Infos für Dich
An folgenden Terminen kannst Du einen Blick hinter die Kulissen auf der Hochwurzen werfen:
• 08.02.2023 • 15.02.2023 • 22.02.2023 • 05.04.202