Öblarner Festspiele - Ein ganzer Ort wird zur Bühne

Interview mit Claudia Gassner und Bernhard Wohlfahrter

Alle fünf bis sechs Jahre verwandelt sich Öblarn in eine einzigartige Bühne für ein beeindruckendes Festspielereignis. Im malerischen Marktplatz des Ortes führen über 300 Laienschauspieler das Stück „Die Hochzeit“ von Paula Grogger auf. Damit sind die Öblarner Festspiele das größte Laientheater im gesamten Alpenraum. Besonders faszinierend ist, dass der gesamte Ort in die Aufführung einbezogen wird und die Darsteller allesamt selbst aus Öblarn stammen.  

"Die Hochzeit"

Im Mittelpunkt der Handlung steht Erzherzog Johann, der im Jahr 1821 als Brautführer des Pflegers zu Gstatt zu Gast in Öblarn war und die Hochzeit zu einer Begegnung mit seiner Herzensgeliebten Anna Plochl nutzte. Lebhaftes Treiben am malerischen Marktplatz, viele Zwiegespräche rund um die heimliche Liebe und die Sorgen und Nöte der Bevölkerung und fast schon in Vergessenheit geratenes Brauchtum schmiegen sich wie ein Mantel um die Handlung, die ihren Höhepunkt in der „Huldigung" Erzherzog Johanns, dem guten Geist der Steirer erreicht.  

Erzherzog Johann mit Anna und dem Brautpaar | © Christoph Huber
Öblarner Festspiele | © Christoph Huber
© Christoph Huber

Interview mit Claudia Gassner (Obfrau Festspielgemeinde) und Bernhard Wohlfahrter (Regisseur)

Im gemeinsamen Gespräch erzählen uns die Obfrau der Festspielgemeinde Claudia Gassner und Regisseur Bernhard Wohlfahrter, was das Stück für sie besonders macht, welche Bedeutung die Festspiele für die Region haben und was sich die Zuseher erwarten dürfen. 

© Christoph Huber

Die Öblarner Festspiele sind das größte Laientheater im Alpenraum und weisen eine lange Geschichte auf. Wie ist aus dem Theaterstück “Die Hochzeit” von Paula Grogger damals eigentlich ein Festspiel geworden? 

Gassner: Paula Grogger hat das Stück im Jahr 1936 geschrieben. Die Intention war, den Zusammenhalt im Ort zu stärken und daraus haben sich dann die ersten Aufführungen 1958 und 1959 am Dorfplatz in Öblarn ergeben. Danach gab es eine längere Pause und 1998 wurde wieder durchgestartet. Ein ganzer Ort feiert seitdem immer wieder ein großes Zusammentreffen und wir haben richtig viel Spaß miteinander.  

© Christoph Huber

Bernhard, was macht das Stück so besonders und einzigartig? Warum hast Du dich entschieden, zum zweiten Mal nach 2018 hier Regie zu führen? 

Wohlfahrter: Besonders macht das Stück die lange Tradition und dass man es wirklich nur am Marktplatz in Öblarn aufführen kann. Außerdem ist es schön zu sehen, wie sehr das „Gemeinsame“ hier in Öblarn zählt. Es ist ein unglaublicher Wille im Ort vorhanden, das Engagement und die Leidenschaft der Darsteller aus Öblarn ist einzigartig. Wo anders als in diesem Ort wäre solch ein einzigartiger Zusammenhalt wahrscheinlich nicht möglich. Einzigartig macht das Stück auch, dass es über 130 Sprecherrollen gibt - von ganz jung bis alt. Jede und jeder kann eine Rolle einnehmen.  

“Das Engagement und die Leidenschaft der Darstellerinnen und Darsteller aus Öblarn ist einzigartig”

Der Biddlmann mit dem Brautpaar und Erzherzog Johann | © Christoph Huber

Was können sich die Besucherinnen und Besucher der Festspiele erwarten? 

Gassner: Sie können sich sehr viel Tradition erwarten. Die Kulisse ist vorgegeben und auch der Text, es gibt wenig Interpretationsspielraum, aber gerade das macht alles so authentisch. Denn dadurch möchten wir die Zuseher mitnehmen auf eine Reise in die Vergangenheit. Man fühlt sich wirklich zurückversetzt in die damalige Zeit. Zwischendurch mischt sich der ein oder andere Darsteller außerdem sogar ins Publikum.  

Wohlfahrter: Man erlebt über drei Stunden sehr viele visuelle Eindrücke und es gibt wahnsinnig viel zu sehen - seien es die Kostüme, die verschiedenen Gesichter oder weitere Hintergründe. Man kann sagen, es ergibt sich ein gespanntes Schauen, wie wenn man in ein Wimmelbuch blickt.  

© Christoph Huber

Wie lange muss für das Stück geprobt werden? 

Wohlfahrter: Mit den ersten Textproben haben wir im Jänner und Februar angefangen. Nach dem Erlernen des Textes starteten Anfang März die Schauspielproben. Man kann sagen, dass insgesamt rund sechs Monate geprobt wird.  

“Wir möchten die Zuseher mitnehmen auf eine Reise in die Vergangenheit”

© Christoph Huber

Welche Bedeutung haben die Festspiele für Öblarn und für unsere gesamte Region? 

Gassner: Die Festspiele sind ein tolles Bespiel dafür, wie sehr die Kultur vor allem im Ort Öblarn hochgelebt und vorangetrieben wird. Mit der Kultur haben wir unseren Schwerpunkt in der Region Schladming-Dachstein gefunden. Wir haben auch besonders viele kulturaffine Einwohnerinnen und Einwohner.  

Der Bandltanz beim Öblarner Festpiel | © Christoph Huber

Wie hat Paula Grogger unsere Region geprägt und wie kann man noch mehr über die berühmte Schriftstellerin erfahren?  

Gassner: Bei uns im Ort befindet sich das Paula Grogger Museum, dass auch während des Festspielzeitraumes (6. Juli bis 10. August) geöffnet ist (www.paulagorgger.at). Wer noch mehr über die Geschichte der Festspiele selbst erfahren möchte, kann den Festspiel-Pfad erkunden, welcher durch den gesamten Ort führt. In verschiedenen Schaukästen werden die Rollen und Schauplätze erklärt, und auch die Zusammenhänge. Außerdem bekommt man im ein oder anderen Kasten auch schöne traditionsvolle Trachten zum Sehen.   

Schladming - Dachstein